Jeder Museumsdirektor träumt davon, die schönsten, ältesten und wertvollsten Objekte zu besitzen. So erstaunt es kaum, dass er schwach wird, wenn plötzlich eine einzigartige Kuckucksuhr aus dem 18. Jahrhundert auftaucht. Und einzigartig ist diese Uhr in der Tat – denn sie ist eine Fälschung. Nichts passt zusammen: Das Zifferblatt stammt aus dem 18., das Werk aus dem 19., die Zeiger aus dem 20. Jahrhundert. Und der knuffige Kuckuck? Auch er wurde nachträglich hinzugefügt.
Wunschvorstellungen sind oft über jeden Zweifel erhaben. Und so wurde der „Barock-Kuckuck“ zur bildmächtigen Ikone des Deutschen Uhrenmuseums aufgebaut. Keine Publikation oder Werbung ohne diese außergewöhnliche Uhr.
Dann kam ein neuer Direktor. Er verbannte die Uhr vom Rampenlicht ins dunkelste Eck des Depots. Dort musste sie fast ein Jahrzehnt lang büßen. Heute darf sie wieder ans Tageslicht – als lehrreiches Beispiel für Sammlungskriterien.
Wanduhr mit Kuckuck und geschnitztem Schild, zusammengefügt durch Robert Hermann, Furtwangen, um 1950, Inv. 03-2202