Jeder hat ihn, keiner mag ihn: den Wecker. Die Spezialuhr mit laut rasselnder Glocke war seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ein wichtiges Produkt zur zeitlichen Koordination geworden. Die einfache Grundform wurde rasch variiert, denn ein Käufer ist wählerisch: Schließlich soll die Form seinem Geschmack entsprechen. Nur so konnte der unliebsame Gegenstand als häusliches Accessoire akzeptiert werden.
Welche Zielgruppe die Schwarzwälder Uhrenfabrik bei der Herstellung dieses Kruzifixweckers im Auge hatte, ist ungeklärt. Einen Priester, der im Tagesverlauf die sieben Stundengebete nicht versäumen sollte? Bigotte Bürger, päpstlicher als der Papst? Oder Nostalgiker, die einen billigen Abklatsch der kunstvollen Kruzifixuhren aus dem 16. Jahrhundert ihr Eigen nennen wollten?
Es gibt Fragen, auf die gibt es keine Antwort …
Wecker mit Kruzifix, wohl Schwarzwald, um 1920, Inv. 2011-002