Uhrenwissen  
Wer hat's erfunden? Die Kuckucksuhr
Bahnhäusleuhr. Entwurf von Friedrich Eisenlohr, 1850/51
Bahnhäusleuhr nach Entwurf von Eisenlohr; verkauft von Gordian Hettich, Furtwangen und Baden-Baden, 1850er Jahre (Inv. 2003-081).
Kuckucksuhr mit Jagdmotiven, Schwarzwald, um 1900 (Inv. 2006-015)
Detail aus Kircher, Musurgia Universalis, 1650: Der Kuckucksruf wird von zwei Orgelpfeifen erzeugt. Ein Zugmechanismus bewegt Schnabel, Flügel und Schwanz der Figur.
Älteste sicher dem Schwarzwald zuschreibbare Kuckucksuhr, Johannes Wildi, Eisenbach, ca. 1780-1790 (Inv. 2008-024). Eine der beiden Flöten mit Blasebalg für den Kuckucksruf unter dem Vogel.

Ein Jahrhundertdesign aus Furtwangen


Im September 1850 rief Robert Gerwig, der Direktor der Großherzoglich Badischen Uhrmacherschule in Furtwangen, zu einem Wettbewerb für ein zeitgemäßes Uhrendesign auf. Der folgenreichste Entwurf stammt von Friedrich Eisenlohr. Als Architekt war er für die meisten Bauten entlang der badischen Staatseisenbahn verantwortlich. Eisenlohr versah die Fassade eines Bahnwärterhäuschens mit einem Zifferblatt. Das Urbild der heute noch als Souvenir beliebten Kuckucksuhr in Häuschenform war geboren.

Um 1860 entfernte sich die Bahnhäusleuhr deutlich von der ursprünglich eher strengen grafischen Form. So bot Johann Baptist Beha aus Eisenbach 1862 zum ersten Mal reich verzierte Kuckucksuhren mit geschnitzten Beinzeigern sowie Gewichten in Form von Tannenzapfen an. Seit dieser Zeit ist die Bahnhäusleuhr mit üppigen dreidimensionalen Pflanzen- und Tierschnitzereien als Souvenir aus dem Schwarzwald beliebt.

Heute wirbt der Tourismus im Land der dunklen Wälder und Bauernhäuser gezielt mit der Kuckucksuhr als ein „Wahrzeichen“ des Schwarzwalds.

 

Die frühesten Kuckucksuhren


Die Ursprünge der Kuckucksuhr liegen im Dunkeln. 1619 war Kurfürst August von Sachsen im Besitz einer Kuckucksuhr.
1650 beschrieb Athanasius Kircher in seinem Handbuch zur Musik „Musurgia Universalis“ eine mechanische Orgel mit Figurenautomaten, darunter eine mechanische Kuckucksfigur (s. Abb.) Dieser Kuckuck öffnet automatisch den Schnabel und bewegt Flügel und Schwanzspitze. Gleichzeitig ertönt der Kuckucksruf, erzeugt von zwei Orgelpfeifen. 1669 schlug Domenico Martinelli in seinem Buch „Horologi Elementari“ vor, den Kuckucksruf für die Anzeige der Stunde zu verwenden. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war der Mechanismus für eine Kuckucksuhr bekannt.

Die ersten Schwarzwälder Kuckucksuhren


Wer im Schwarzwald mit dem Bau von Kuckucksuhren begann, ist bis heute ungeklärt. Bereits die beiden ersten Geschichtsschreiber über die Schwarzwälder Uhrmacherei widersprechen sich in dieser Frage. Markus Fidelis Jäck behauptete 1810, dass Franz Anton Ketterer aus Schönwald zu Beginn der 1730er Jahre als erster Kuckucksuhren gefertigt habe. Franz Steyrer hingegen berichtet in seiner „Geschichte der Schwarzwälder Uhrmacherkunst“ (1796), dass Michael Dilger in Neukirch und Matthäus Hummel 1742 anfingen, Kuckucksuhren zu bauen.

Die älteste aufgrund einer Signatur datierbare Kuckucksuhr aus dem Schwarzwald von Johannes Wildi (1755-1820) befindet sich heute im Deutschen Uhrenmuseum Furtwangen.

Im 19. Jahrhundert fand sich der Kuckucksmechanismus ebenso in Lackschilduhren wie auch in Rahmenuhren, bevor die Bahnhäusleuhr alle anderen Formen der Kuckucksuhr innerhalb weniger Jahre vom Markt verdrängte.

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