Uhrenwissen  
Die Entwicklung des Marinechronometers
John Harrison (1693-1776). Mezzotinto von P. L. Tassaert nach Thomas King. (© Trustees of the British Museum)
John Harrisons erste Schiffsuhr von 1737. (© National Maritime Museum, Greenwich)
John Harrisons vierte Uhr von 1759, eine Art übergroßer Taschenuhr. (© National Maritime Museum, Greenwich)
John Arnold, London: Uhrwerk Nr. 16 mit Chronometerhemmung, hergestellt um 1783. (Inv. 2012-031)
John Arnold (1736-1799). Stich von Susan Esther Reid nach einem Gemälde von Robert Davy. (© Trustees of the British Museum)
Die Entwicklung des Marinechronometers

„Sauwetter“, fluchte Admiral Sir Clowdisley Shovell über den Nebel, der ihm zwölf Tage lang auf See zugesetzt hatte. Nach siegreichen Gefechten mit der französischen Mittelmeerflotte war er am 29. September 1707 mit 21 Schiffen der Royal Navy von Gibraltar nach England aufgebrochen. Voller Sorge, seine Schiffe könnten auf Felsenriffe laufen, befahl der Admiral seinen Navigationsoffizieren, sich zu beraten. Nach übereinstimmender Meinung befand sich die Flotte in sicherem Abstand westlich von der Ile d´Ouessant. Doch die Offiziere hatten ihre Position falsch berechnet. Die Scilly-Inseln, zwanzig Meilen vor der Südwestspitze Englands, wurden zum namenlosen Grab für 2.000 Soldaten.

Der „Longitude Act“

Die Suche nach einer Methode zur Positionsbestimmung auf See beschäftigte Wissenschaftler, Seeleute und Politiker. Die Regierungen der seefahrenden Nationen versprachen hohe Belohnungen. Den höchsten Preis setzte das britische Parlament im „Longitude Act“ vom 8.Juli 1714 aus. 20.000 Pfund sollte derjenige erhalten, der eine Methode zur Ermittlung der geografischen Länge auf See fände.

John Harrison (1693-1776)

John Harrison, am 24. März 1693 in der Grafschaft Yorkshire geboren, stammte aus einfachen Verhältnissen und hatte das Tischlerhandwerk gelernt. 1713, mit knapp zwanzig Jahren, baute er seine erste Uhr, ohne eine Uhrmacherlehre absolviert zu haben. Weitere Uhren folgten. Niemand weiß, wann oder wie Harrison erstmals vom Preis der Längenkommission hörte. Vielleicht hatte er sich schon davor mit dem Problem auseinandergesetzt. Um eine auf der See zuverlässig funktionierende Uhr zu bauen, verzichtete er auf das Pendel und ersetzte es durch federnde, gegeneinander wirkende Schwingarme. 
Mit dieser Uhr trat Harrison 1737 vor die Längenkommission. Obwohl seine Uhr auf der Probefahrt von London nach Lissabon nicht mehr als ein paar Sekunden Abweichung pro Tag gezeigt hatte, erklärte er, dass seine Uhr noch einige Mängel aufweise, die er zu korrigieren gedenke.
In den folgenden 20 Jahren perfektionierte er seine Ideen und vollendete 1759 seine vierte Schiffsuhr. Ein Buch mit den Plänen dazu erschien 1767.
Doch weitere Jahre vergingen, bevor Harrison belohnt wurde. Erst eine Intervention von König George III. verhalf ihm 1773, drei Jahre vor seinem Tod, zu seinem Geld.

John Arnold (1736-1799)

John Harrisons Uhren waren gut, jedoch aufwändig in der Herstellung und entsprechend teuer. Eine preisgünstigere Bauart entwickelte John Arnold. 1782 ließ er sich eine neuartige Hemmung und eine Kompensationsunruhe patentieren. Arnolds wesentliche Entwicklung bestand darin, dass die Unruhe nur ganz kurz mit dem Räderwerk in Verbindung steht, um das Fortschalten des Uhrwerks auszulösen.
Die erste Schiffsuhr mit der neuen Hemmung war die Nummer 13. Das Deutsche Uhrenmuseum besitzt die Nummer 16, hergestellt vermutlich 1783.
Arnolds Erfindung veränderte die Positionsbestimmung auf hoher See. Dank Sextant und Chronometer, wussten die Seeleute nun auch nach wochenlanger Fahrt auf offenem Meer, wo sie sich befanden.
So auch Kapitän Thomas Welladvice, der 1789 mitten in der Nacht aufgrund der Positionsbestimmung mit seinem Arnold-Chronometer feststellte, dass sein Schiff in der Nähe der Scilly-Inseln sein müsse. Um Mitternacht ließ er die „Barwell“ festmachen, bei Tagesanbruch sah er die Felsen vor sich. Die Tragödie von 1707 wiederholte sich nicht.

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